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Anleitung zum Unglücklichsein mit psychiatrischen Klassifikationen oder:
Tipps zur Chronifizierung einiger Probleme


1) Betrachten Sie DSM, ICD und MAS als Teufelswerk, das nur schaden, keinesfalls aber nutzen kann.

2) Vergessen Sie Ihr gesamtes systemisches Denken und Handeln, wenn Sie gezwungen werden, in irgendeiner Weise mit psychiatrischen Klassifikationen in Berührung zu kommen.

3) Lassen Sie sich nicht von der Idee irritieren, man könne aus Beschreibungen psychiatrischer Krankheiten positiv konnotierende Hypothesen ableiten oder gar Reframing anwenden.

4) Vermeiden Sie es, sich näher mit den aktuellen psychiatrischen Klassifikationsschemata auseinanderzusetzen, Sie könnten sonst womöglich Dinge sehen, die Sie gar nicht sehen woll(t)en.

5) Fragen Sie die geforderten Symptome objektiv ab. Entweder sind sie da oder nicht! Vermeiden Sie es, Unter-schiede im Verlauf und in der Wahrnehmung zu erfragen.

6) Psychiatrische Terminologie ist zwar seit vielen Jahrzehnten weltweit verbreitet, Ihre Kunden werden einige Konzepte vielleicht aus Büchern, aus dem Fernsehen, aus dem Bekanntenkreis oder gar vom vorbehandelnden Arzt kennen, aber gehen Sie grundsätzlich davon aus, daß das alles falsch und schädlich ist.
Blocken Sie daher jegliches Begehren der Kunden, über solche Konzepte zu reden, von vornherein ab.

7) Lassen Sie sich auf keinen Fall einreden, eingehende Kenntnisse aktueller psychiatrischer Klassifikationen könnten der Verbesserung der Anschlußfähigkeit dienen. Sie schließen nur an die falsche Realität an.

aus: Spitczok von Brisinski, Ingo (1999): Zur Nützlichkeit psychiatrischer Klassifikationen in der systemischen Therapie - DSM, ICD und MAS als Hypothesenkataloge dynamischer Systemkonstellationen. Zeitschrift für systemische Therapie 17, S. 43-51




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